AMD Radeon RX 6800 XT review

AMD versucht es in der Oberklasse

AMD Radeon RX 6800 XT
(Image: © Future)

TechRadar Fazit

Die AMD Radeon RX 6800 XT ist die erste Grafikkarte von AMD seit Jahren, die Nvidia im oberen Segment herausfordert. Die Performance stößt Nvidia aber nicht vom Thron, besonders bei modernen DX12-Spielen.

Pro

  • +

    Raytracing von AMD

  • +

    Kampfansage an Nvidia

  • +

    Starke DX11-Performance

  • +

    Effizienter Kühler

Kontra

  • -

    Stößt Nvidia nicht vom Thron

  • -

    Enttäuschende Raytracing-Performance

  • -

    Design ist Geschmackssache

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Die Radeon RX 6800 XT markiert AMDs Rückkehr zu den besten Grafikkarten auf dem Markt. Jahrelang hat sich AMD hauptsächlich aufs günstige und mittlere Segment des Grafikkartenmarkts konzentriert und obwohl das Unternehmen starke Konkurrenz von der Nvidia GeForce RTX 3080 hat, hat es jetzt auch durchaus eine Alternative zu Nvidias Oberklasse-Karte in der Hand.

Im Vergleich zu den € 699,- der Nvidia GeForce RTX 3080 hat die AMD Radeon RX 6800 XT mit € 649,- einen etwas attraktiveren Preis. Der ähnliche Preis wird reflektiert in einer ähnlichen Performance, denn die eine GPU schneidet in manchen Bereichen besser ab als die andere. Es war noch nie so schwer, die passende Grafikkarte für 4K-Gaming auszusuchen.

Als nächster Schritt in AMD Radeons Rückkehr zum Ruhm beitet die AMD Radeon RX 6800 XT einen Ausblick darauf, was wir bei den nächsten paar GPU-Generationen erwarten können. Funktionen wie Raytracing werden noch weiter verbreitet sein und Spiele wie Cyberpunk 2077 werden damit den Look aufs die nächste Stufe heben.

Preis und Verfügbarkeit

Die AMD Radeon RX 6800 XT ist seit dem 18. November auf dem Markt und kostet € 649,- – knapp unter der Nvidia GeForce RTX 3080 für € 699,- –, wobei Preise für Versionen von Drittanbietern darüber liegen.

Was die Suppe für die AMD Radeon RX 6800 XT etwas versalzt, ist die Tatsache, dass die „kleinere“ RX 6800, die nur ein bisschen langsamer ist, aber nur € 579,- kostet. Du zahlst also 12 % mehr für eine Grafikkarte, die nur 5–10 % schneller ist.

Vom Preis-Leistungs-Verhältnis aus betrachtet macht es uns leicht, die Radeon RX 6800 XT zu empfehlen, da das der RX 6800 merklich besser aussieht – was genau dasselbe Problem ist, das bei der Radeon RX 5700 XT und der Radeon RX 5700 passiert ist, als sie im Juli 2019 erschienen sind.

Features und Chipsatz

Die AMD Radeon RX 6800 XT basiert auf der RDNA 2-Grafikarchitektur, die wiederum immer noch auf einem 7-nm-Prozess basiert. Statt den Die zu schrumpfen, hat AMD ein paar neue Features integriert und die Effizienz gesteigert, weshalb diese Grafikkarten wesentlich leistungsfähiger sind als ihre Vorgänger.

Das wichtigste ist der neue Infinity Cache, der essenziell ist, wenn man bedenkt, dass die Radeon RX 6800 XT 16 GB GDDR6-Speicher verwendet, statt GDDR6X, wie die Nvidia GeForce RTX 3080 und RTX 3090.

Der Infinity Cache ist im Grunde ein 128 MB großer globaler Cache, der laut AMD 3,25-mal schneller sein soll als GDDR6 VRAM auf einem 256-Bit-Bus. Er hilft dabei, Daten vom 16 GB großen VRAM der GPU zuzufüttern. Diese Kombination aus schnellem Cache und GDDR6-Speicher resultiert in 2,4-mal größerer Bandbreite pro Watt als der VRAM alleine erreichen würde. Das hilft AMD, die Lücke zu schließen, die zum GDDR6X-Speicher der Nvidia-Flaggschiffe entstanden wäre.

Die andere Neuerung bei der Architektur sind natürlich DirectX 12 Ultimate-kompatible Ray Accelerators. Einer davon befindet sich in jeder der 72 Recheneinheiten und das ermöglicht der AMD Radeon RX 6800 XT, Raytracing in Echtzeit zu verarbeiten und trotzdem passable Bildraten zu erzielen. Auf ihre Effizienz gehen wir später ein, aber wir gehen davon aus, dass die Performance besser wird, wenn die Treiber von AMD reifen – ähnlich, wie sich die Performance von Nvidias Turing-RTX-Karten mit der Zeit verbessert hat.

Abgesehen von den neuen Ray Accelerators ist jede Compute Unit (CU) im Großen und Ganzen so ausgelegt wie die ursprünglichen RDNA-Karten. Jede CU besitzt 64 Stream-Prozessoren (SP), was bei der RX 6800 XT eine Gesamtzahl von 4.608 SPs ergibt. Da der Prozess nicht weiter geschrumpft wurde, resultiert das in einem wesentlich größeren Die – 26,8 Milliarden Transistoren auf einer Fläche von 519 mm².

Der größere Die ist außerdem verbunden mit höheren Taktfrequenzen. Die Radeon RX 6800 XT hat eine Game-Frequenz von 2.015 MHz und eine Boost-Frequenz von 2.250 MHz. Die Game-Frequenz ist diejenige, die beim Spielen wahrscheinlich hauptsächlich verwendet wird, während die Boost-Frequenz für kurze, anspruchsvolle Lasten gedacht ist und nicht für längere Belastung wie bei den besten PC-Spielen.

Mit zusätzlicher Die-Größe und höheren Taktfrequenzen steigt natürlich auch der Stromverbrauch. Die AMD Radeon RX 6800 XT hat eine Nennleistung von 300 Watt, aber wir haben nie mehr als 294 Watt gemessen. Die meiste Zeit lag der Verbrauch bei Spielen zwischen 230 und 250 Watt. Das bedeutet, dass die Grafikkarte noch genug Luft nach oben hat.

Wir hoffen, dass ein neues VBIOS (VGA BIOS) veröffentlicht wird, damit die 6800 XT noch ein bisschen mehr Leistung herausholen und der RTX 3080 zeigen kann, wer der Boss ist. Zum Release schafft sie es jedenfalls nicht ganz.

AMD Radeon RX 6800 XT

(Image credit: Future)

Das bedeutet allerdings, dass die Temperatur niedrig bleibt. Testübergreifend konnten wir eine Maximaltemperatur von 78 °C feststellen, was nur marginal höher ist als bei der kleineren RX 6800.

Die Hotspot-Temperatur, also die Temperatur am heißesten Punkt des Chips, erreicht einen Spitzenwert von 114 °C, was knapp über der von AMD ausgewiesenen Betriebstemperatur von 110 °C liegt. Das führte zwar nicht zu Drosselungen, aber du solltest das im Hinterkopf behalten, dass du hohe Werte sehen könntest, wenn du auf Temperaturen achtest.

Besonders aufregend ist die Tatsache, dass die Radeon RX 6800 XT eine im Prinzip eine aufgemotzte Version der GPU in der Xbox Series X und PS5 ist. Das könnte heißen, dass Spiele innerhalb der neuen Konsolengeneration besser für diese Grafikkarte optimiert werden könnten. Vorteile davon sind in Assassin’s Creed Odyssey und Far Cry 5 zu beobachten, die zwar keine Next-Gen-Titel sind, aber für AMD-Hardware optimiert wurden und zeigen, welchen Performance-Unterschied gut optimierte Software mit sich bringt.

Mit der Radeon RX 6800-Serie veröffentlicht AMD zwei optionale Features: Smart Access Memory (SAM) und Rage Mode können die Performance verbessern, aber du solltest deine Erwartungen im Zaum halten.

Rage Mode ist im Grunde von AMD abgesegnetes Übertakten, bei dem die Garantie nicht erlischt. Wenn du die Option aktivierst, warnt dich die Software allerdings, dass du mit diesen arkanen Einstellungen auf eigene Gefahr spielst. Aber keine Sorge: Wenn du eine der Voreinstellungen von AMD verwendest, musst du dich nicht um die Garantie sorgen.

Wir haben Rage Mode in unseren 3DMark-Tests geprüft und konnten etwas niedrigere Werte feststellen, aber innerhalb der Fehlertoleranz.

SAM hingegen ist völlig anders. Laut AMD soll es die Performance um 10 % verbessern. Dafür musst du aber im BIOS tüfteln und brauchst außerdem die neuesten AMD-Prozessoren und Mainboards. Du musst CSM deaktivieren, was für manche Nutzer bedeutet, dass sie Windows 10 neu installieren müssen, wenn sie keine UEFI-kompatible Installation haben, und dann in den erweiterten Einstellungen  „Above 4G Decoding“ und „Re-Size BAR Support“ aktivieren.

Weil das ziemlich aufwendig ist, würden wir es nur erfahrenen Nutzern empfehlen. Deshalb haben wir SAM für diese Review auch nicht getestet, holen es aber zu einem späteren Zeitpunkt nach.

Softwareseitig bietet AMD immer noch dieselben Funktionen wie bisher. Die zwei wichtigsten hier sind Contrast Adaptive Sharpening (CAS) und Radeon Boost. Letzteres ist nützlich für Shooter-Spieler, weil es bei schnellen Bewegungen die Auflösung senkt und so die Bildrate erhöht.

Aktuell hat AMD allerdings keine gute Antwort auf DLSS, Nvidia Broadcast oder RTX I/O. DLSS und RTX I/O dürften für die nächste Generation von Spielen besonders wichtig werden, besonders wenn Entwickler lernen, die Vorteile der SSDs in der Xbox Series X und der PS5 richtig auszunutzen.

AMD Radeon RX 6800 XT

(Image credit: Future)

Design

Da dies die leistungsstärkste Grafikkarte ist, die AMD seit Jahren auf den Markt gebracht hat, musste auch der Kühler überdacht werden. Der Gebläsekühler der Radeon RX 5700 XT war für eine Grafikkarte dieses Kalibers einfach nicht geeignet, also entschied sich AMD für eine 2,5-Slot-Dreifachlüfter-Option. Deshalb bleiben die Temperaturen unter den Standardeinstellungen überschaubar und wenn du dich mit MSI Afterburner auseinandersetzen willst, kannst du noch bessere Temperaturen herausholen, indem du an der Lüfterkurve herumspielst. 

Die Radeon RX 6800 bietet auch eine gute Auswahl an Ausgängen. Du bekommst zwei DisplayPort-, einen HDMI 2.1- und einen USB-C-Anschluss, was im Grunde jedes moderne Display auf dem Markt abdecken sollte. Wir sind nur froh, dass AMD nicht wie Nvidia auf USB-C verzichtet hat. Für die Stromversorgung gibt es zwei 8-polige Stromanschlüsse auf der Rückseite der Karte.

Die AMD Radeon RX 6800 XT sieht sehr wohl nach einem Gaming-Produkt mit großem G aus. Die Seite der Grafikkarte, also das, was du tatsächlich siehst, wenn sie in dein PC-Gehäuse eingebaut ist, ist komplett schwarz mit roter Zierleiste und dem Radeon-Logo in weißer Schrift – die natürlich rot aufleuchtet. 

Auf der Vorderseite der Grafikkarte befindet sich ein silberner Streifen, der die drei Lüfter umgibt, von denen jeder ein „R“-Logo (für Radeon) trägt. Auf der Rückseite ist der silberne Streifen breiter und lässt die Rückseite der GPU durch die Backplate offen liegen, was nicht unbedingt nach „Premium“ schreit, aber letztendlich auch nicht weiter schlimm ist. 

Einige werden das Design der AMD Radeon RX 6800 XT definitiv zwiespältig finden, vor allem wenn man bedenkt, dass die schwarz-rote Gaming-Ästhetik im Jahr 2020 ein wenig veraltet ist. Die meisten PC-Gehäuse haben heutzutage eine Seitenwand aus gehärtetem Glas. Eine Grafikkarte, die aussieht, als käme sie direkt aus dem Jahr 2005, ist also eine schwierige Entscheidung für alle, die ihr System zur Schau stellen wollen. Das hängt allerdings ganz von deinem Geschmack ab und ist wahrscheinlich für die Meisten gar nicht so wichtig.

Performance

Testkonfiguration

Das System, das wir benutzt haben, um die AMD Radeon RX 6800 XT zu testen:

CPU: AMD Ryzen 9 5950X (16-Core, bis zu 4,9 GHz)
CPU-Kühler: Cooler Master Masterliquid 360P Silver Edition
RAM: 64 GB Corsair Dominator Platinum @ 3.200 MHz
Mainboard: ASRock X570 Taichi
SSD: ADATA XPG SX8200 Pro @ 1 TB
Netzteil: Corsair AX1000
Case: Praxis Wetbench

Performance ist bei der AMD Radeon RX 6800 XT eine komplizierte Angelegenheit. Es gibt einige Fälle, in denen sie den Boden mit der RTX 3080 aufwischen kann, aber in den meisten Fällen, und wahrscheinlich auch in Zukunft, hat sie wenige Chancen gegen Nvidias Flaggschiff.

Die Radeon RX 6800 XT ist am stärksten in DirectX 11. Im 3DMark Fire Strike Ultra Test, einem DX11-Test für 4K-Performance, erreicht die RX 6800 XT 12.209 Punkte gegenüber 11.034 Punkten der RTX 3080. Das ist ein Leistungsvorteil von 10 % für AMD bei gleichem Preisniveau. 

Es gibt auch einige Spiele, in denen dieser Unterschied deutlich wird. In Grand Theft Auto V bei 4K ist die Radeon RX 6800 XT etwa 8 % schneller als die RTX 3080 und sogar 9 % schneller in Assassin's Creed: Odyssey. Aber das zeichnet sich nicht überall gleich ab.

Die Nvidia GeForce RTX 3080 schlägt die AMD Radeon RX 6800 XT bei 4K mit deaktiviertem Raytracing um satte 12 %. Und wenn du Raytracing einschaltest, vergrößert sich der Unterschied auf 34 % – und das bei ausgeschaltetem DLSS. Mit aktiviertem DLSS erreichst du bei der GeForce RTX 3080 65 FPS bei 4K mit aktiviertem Raytracing, gegenüber 47 FPS bei der gleichen Karte ohne Nvidias AI-Upscaling-Technologie. Sagen wir einfach, dass AMD eine überzeugende Antwort auf DLSS braucht, wenn es wirklich mit Nvidias Raytracing mithalten will, da es offensichtlich nicht in der Lage war, solide RT-Leistung mit roher Gewalt zu erreichen. 

Das wird im synthetischen 3DMark Port Royal Test ebenfalls deutlich. In diesem stark auf Raytracing fokussierten Test schneidet AMD mit 8.541 Punkten im Vergleich zu den 11.344 Punkten der RTX 3080 schlecht ab – ein Unterschied von 33 %. In puncto Raytracing ist Nvidia AMD einfach weit voraus und daran führt kein Weg vorbei. Aber hey, zumindest unterstützt die AMD Radeon RX 6800 XT diese Technologie – du solltest nur mit 1440p spielen, wenn du RT aktivieren willst. 

Dennoch ist es beeindruckend, dass AMD überhaupt in der Lage ist, in diesem Teil des Markts mitzuhalten. Es ist Jahre her, dass AMD eine GPU auf diesem Niveau hatte, und wir freuen uns, dass es wieder dabei ist. Man sollte auch nicht vergessen, dass AMD Intel nicht nach einer Generation Zen geschlagen hat - es hat eine Weile gedauert. 

Wenn AMD in der Lage ist, seine High-End-Grafik weiter zu pushen und die Leistung so sehr zu verbessern, wie es die 6800 XT nur ein Jahr nach der 5700 XT geschafft hat, könnten wir uns vorstellen, dass Nvidia ins Schwitzen kommt. Sie ist nicht die Grafikkarte, die Nvidias Leistungsvorsprung entthront, aber sie ist eine Grafikkarte, die zeigt, dass AMD wieder im Rennen ist, und wir sind auf jeden Fall gespannt, was die nächste Generation von RDNA bringt. 

AMD Radeon RX 6800 XT

(Image credit: Future)

Kauf’ sie, wenn...

Du viele DX11-Spiele spielst
Die AMD Radeon RX 6800 XT glänzt bei DirectX11-Spielen wie Assassin’s Creed Odyssey und Grand Theft Auto V. Wenn das Spiel deiner Wahl auf dieser API basiert, dürftest du mit der RX 6800 XT eine bessere Performance erreichen als mit der RTX 3080.

Wenn du bereit bist, am BIOS zu tüfteln
Mit AMD Smart Access Memory (SAM) kannst du 10 % zusätzliche Performance herausholen, wenn du gewillt bist, im BIOS herumzuwerkeln. Das wird sich allerdings nicht jeder trauen, was völlig verständlich ist.

AMD Radeon RX 6800 XT

(Image credit: Future)

Kauf’ sie nicht, wenn...

Du Raytracing bei 4K willst
Die Raytracing-Performance der RX 6800 XT ist mehr als ausreichend für 1440p, aber wenn du diese schönen neuen Grafikeffekte bei 4K erleben willst, solltest du dein Geld eher für eine Nvidia-Karte ausgeben.

Du viele DirectX 12-Spiele spielst
Mit den aktuellen Treibern fällt die AMD Radeon RX 6800 XT bei DirectX 12-Performance zurück und zufällig ist das die API, die für die meisten Next-Gen-Spiele verwendet wird.

Du Nvidia Broadcast oder RTX I/O willst
Aktuell bietet Nvidia die umfangreicheren Softwarelösungen. AMD hat zwar ein paar nützliche Features, um die Bildqualität zu verbessern, aber wegen der I/O API und der KI-Geräuschunterdrückung und Hintergrundentfernung sind Nvidia-Karten die bessere Wahl für diejenigen, die ihren Gaming-PC auch für die Arbeit verwenden.

Redakteur – Gaming, Computing

Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.

E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de